- Forschungs- und Erinnerungsarbeit zu Zwangsarbeiterschicksalen und NS-Geschichte im Harzgebiet -
Arbeiten für Großdeutschland - Anhang - Teil 2
Stadtarchiv Bad Lauterberg
KptLt a.D. Helmut Lüder
Stadtarchiv Bad Lauterberg im Harz
- Archivgemeinschaft -
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37431 Bad Lauterberg, 7.2.2004
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Anmerkung des übersetzers
Der nachfolgende Bericht der britischen Militärpolizei wurde aus dem Original von Herrn Kapitänleutnant a.D. Helmut Lüder, 37431 Bad Lauterberg, Wiesenbek 27, übersetzt.
Bericht
An
D.A.P.M. 5
th Inf.Div. Provost Company
Sehr geehrter Herr,
ich habe zu berichten, daß der N.C.O. (Feldwebel vom Dienst) bei dieser Abteilung des Hauptquartiers in Osterode am 7.Mai 1946, um ca. 16:50 Uhr, von der Zivil-Polizei Bad Lauterberg eine telefonische Mitteilung erhielt. Die Abteilung wurde informiert, daß am 6.5.1946 um ca. 20:00 Uhr im Wasser der großen Odertalsperre eine Leiche gefunden wurde.Nach den Angaben des Arztes hat dieser Leichnam mehrere Monate dort gelegen. Die Person war ungefähr 30 Jahre alt, bekleidet mit einem dicken dunklen Wintermantel. Er hatte keine Ausweispapiere, aber in seiner Brieftasche 90,00 RM in deutscher Währung und eine 50 Groschen- Münze in polnischer Währung, er hatte auch eine kleine Medaille, mit der Mutter Maria eingraviert. Er hatte wahrscheinlich eine alte Narbe an der linken Seite seiner Stirn. Die deutsche Polizei bat, daß wir die nötigen Schritte zur Identifizierung dieser Leiche unternehmen möchten.
Ich habe sofort die polnischen Lager in Herzberg, Osterode und Clausthal von der obengenannten Tatsachen benachrichtigt. Die Einwohner des kürzlich aufgelösten polnischen Lagers Bad Lauterberg waren aufgeteilt und diesen Lagern überwiesen worden.
Um ca. 19:00 Uhr fuhr ich nach Clausthal. Dort fand ich einige Polen, welche glaubten, den Mann mit der Narbe an der Stirn zu kennen, welcher vom Lager Lauterberg abwesend gewesen war. Auf meinem Wege nach Bad Lauterberg fand ich noch einige Polen mehr in Osterode. Eine getrennte Gruppe reiste von Herzberg nach Bad Lauterberg.
Nachdem die Gruppen bei der Polizeiwache Bad Lauterberg angekommen waren, wurden sie zum Leichenschauhaus gebracht und es wurde ihnen die Leiche gezeigt. Durch Leute aus dem Lager Herzberg wurde der Mann als Wladyslaw MICHALAK identifiziert, welcher seit dem 10.3.1946 vom Lager Aue, Herzberg, abwesend war und welchen diese Abteilung auf die Liste gesuchter Personen mit Schreiben vom 29.3.1946 gesetzt hatte.
Die Personendaten von Wladyslaw MICHALAK sind:
Geburtsdatum | 12.8.1888 |
Geburtsort | Luban, Bezirk Posen |
Letzte bekannte Adresse | Polnisches Lager Aue, Herzberg |
D.P.-Registrierungs-Karte No. | G 22 677 841 |
Am 9. Mai 1946 um ca. 7:45 Uhr erfolgte wieder ein Anruf der Zivilen Polizei Bad Lauterberg, welche die Erlaubnis der Britischen Behörde zur Beerdigung und Registrierung des Todes des Wladyslaw Michalak erbat. Sie könnte dies nicht ohne die Erlaubnis der Britischen Behörden tun, weil Michalak ein D.P (Displaced Person) sei.
Der N.C.O. benachrichtigte den P.S.O. des 608 Mil.Gov.Det. Osterode, welcher, nachdem er sich vergewisserte, daß ein Arzt die Leiche untersucht hatte, seine Genehmigung erteilte.
Die Zivile Polizei Bad Lauterberg wurde benachrichtigt und angewiesen, die schriftliche Vollmacht vom Büro des P.S.O. in Osterode abzuholen.
Am 13. Mai 1946 gingen zwei Fotos, welche die Polizei Lauterberg von Michalak gemacht hatte, in dieser Abteilung ein, welche diesem Bericht beigefügt sind.
Osterode, 14.5.1946 5572092 gez. D. Matthews Cpl. C.M. Police
Verteiler:
3 Kopien an DAPM
1 Kopie an 608 Mil.Reg.
1 Kopie an PMP HQ
1 Kopie an Polizei Lauterberg
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